Donnerstag, 15. Oktober 2015

Jetzt nur nicht in die Reifen beißen!

Heute war für mich ein ganz besonderer Tag: Mein erster Ausflug mit dem Fahrrad. Genauer gesagt: Am Fahrrad. Mama hat mich am Nachmittag zum ersten Mal auf eine kleine Radtour mit genommen.

Run free!

Als Mama ihr Fahrrad aus dem Keller geholt hatte, konnte ich ihre Anspannung regelrecht spüren. Was würde passieren, wenn sie mich an der Leine zum ersten Mal auf die rechte Seite führt und dann los fährt? Und was passiert, wenn auf der Straße ein Auto vorbei fährt?

Gleich geht es los!

Dabei war es für mich doch gar nicht so viel anders, als wenn Mama zu Fuß geht oder joggt. Nur dass ich auf der rechten Seite laufen musste und Mama dieses komische schwere Ding zwischen den Beinen hatte und plötzlich ganz schnell von der Stelle kam. Viel schneller als sonst. Dabei drehten sich vorne und hinten diese runden Dinger auch so komisch, und am liebsten hätte ich in diese leuchtend orangen Reflektoren gebissen, weil sie sich immer schneller und schneller gedreht haben. 

Mamas warnender Unterton aber sagte schon alles, und ich habe es besser sein gelassen. Mittlerweile habe ich ja schon gelernt, dass etwas Doofes passieren muss, wenn ich dann nicht auf sie höre. Meistens tut es auch noch ziemlich weh. 

Wie bei meiner Begegnung mit dem Zaun, der unter Strom stand. Da habe ich richtig laut gequietscht. So sehr tat es weh und hat mir Angst gemacht. Aber da hatte Mama mich vorher auch schon gewarnt. Die Menschen sagen, wer nicht hören will, muss fühlen. Also, besser lieb sein. Mama wird schon wissen, warum ich nicht in Dinge beißen soll, die sich schnell drehen. 

Erst bewegten wir uns langsam vorwärts. Auf der Straße war es ruhig. Also konnte ich mich gut auf die neuen Bewegungsabläufe konzentrieren. Endlich einmal wieder eine neue Aufgabe! Ich habe mich einfach an Mama orientiert und bin nicht schneller gelaufen als dieses komische Ding, das Mama ihr Fahrrad nennt. Ist das eigentlich ein eigenes Wesen? Schließlich kann es sich ja bewegen. Will es mir etwas tun?

Nein! Es war lieb zu mir. Und je länger ich gelaufen bin, desto besser habe ich das kapiert, und umso mehr hat sich Mama gefreut. Sie hat mich gelobt und gelobt und gelobt. Und dann habe ich mich immer mehr gefreut. Und ich wurde stolz wie Oskar. Jetzt nur nicht in die Reifen beißen!

Ich glaube, ich habe das ganz toll gemacht. Jedenfalls hat Mama sich überhaupt gar nicht mehr beruhigen können vor lauter Freude. Sie hat sogar etwas von einem historischen Moment gesagt. Und das hat mir wiederum große Freude gemacht: Ihr das Gefühl geben zu können, dass ich ein guter Hund bin. Dass ich zu etwas zu gebrauchen bin. Dass sie stolz auf mich sein kann, auch wenn ich noch klein bin.

Schließlich bin ich ein Schäferhund. Ich will arbeiten und nützlich sein. Und ich konnte endlich mal wieder ganz schnell rennen, rennen, rennen, schnell wie der Wind, das himmlische Kind! Ein kleines Stückchen mehr Freiheit trotz Leine. Zwischendurch durfte ich sogar auch ohne Leine laufen.

... und jetzt schnell an den Kindern vorbei gesaust!

Hinterher hat Mama jeden zugequatscht. Sie war ganz aufgedreht und hat jedem erzählt, dass ich das so gut gemacht habe, als hätte ich noch nie etwas anderes in meinem Leben gemacht. Ich glaube, sie war wirklich mächtig stolz auf mich. Yeah, ich muss etwas Großes geleistet haben. Ich glaube, heute bin ich einmal wieder der glücklichste Hund der Welt. Und ich freue mich tierisch auf den nächsten Ausflug mit dem Rad!

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